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Grubenhelden

„Wir sind nicht verschnörkelt, wir sind nicht etepetete hier im Pott.“ Die Marke Grubenhelden will kein High Fashion Label sein. Vielmehr geht es um Emotionen, um Geschichten – und vor allem um den Bergbau.

TEXT Linda Gerolstein

Ehrlichkeit, Offenheit, Bodenständigkeit – Grubenhelden möchten mit ihrer Mode Werte vermitteln. Werte, die das Ruhrgebiet über Jahrzehnte geprägt haben. Und mit Kleidung kann die Marke eine perfekte Geschichte erzählen. Jedes einzelne Teil trägt hier seinen ganz eigenen Namen: T-Shirt Hugo beispielsweise wurde benannt nach der berühmten Zeche Hugo in Gelsenkirchen.

 

Matthias Bohm ist Gründer von Grubenhelden und wahrlich ein Kind des Ruhrgebiets. „Ich bin auf Kohle geboren“, sagt der 36-jährige. Am vierten Juni 2016 eröffnete er in Gladbeck seinen ersten eigenen Store – „Freiraum“ nennt er ihn. Freiraum für das Label Grubenhelden. Er möchte, dass die Menschen ganz gezielt zu ihm kommen. Sein Herz schlägt für den Bergbau und das sieht man dem Geschäft auch an.

 

„Grubenhelden, das sind unsere Väter, Großväter, Onkel, Nachbarn.“ – Matthias Bohm

 

Die Marke möchte den Bergleuten ihren Respekt zollen. Vor allem denjenigen, die früher noch auf einem halben Meter mit Pickel und Eisen das schwarze Gold herausgeholt haben. 1200 Meter unter der Erde. Schwere Schufterei. Kein Tageslicht. Es sind Bergbau-Geschichten die Matthias Bohm für seine Kollektionen inspirieren. „Ob im T-Shirt, Hoodie oder in der Cap, der Stoff, aus dem Geschichten sind, ist überall präsent.“ Denn in jedem Kleidungsstück wird ein Stück aus einem original Grubenhemd verarbeitet. Zahllose Unikate. Sogar eine eigene Waschung wurde hergestellt, um einen Kohle-Effekt zu erzeugen. Schwarz, Weiß, Grau – das beschreibt die Farbenwelt der Kollektionen. Denn so sieht es unter der Erde aus.

 

Jedes Kleidungsstück trägt seine eigene Geschichte

 

Das Lieblingsstück des Gründers ist der Zipper an den Hoodies – irgendwie unspektakulär. Meint man zuerst. Doch als Zipper wurde eine Gruben-Marke nachgebaut, die früher jeder Bergmann hatte. Bevor er unter die Erde fuhr, wurde sie oben eingehängt. Dank einer Ziffer wusste dann jeder, wer gerade unten ist. Die Marke von Grubenhelden trägt die Nummer 306 – März 1906. Denn vor dem ersten Weltkrieg haben deutsche Kumpel aus dem Ruhrpott französischen geholfen.

 

Für Matthias Bohm bedeutet das Ruhrgebiet Heimat. Und dieser möchte er etwas zurückgeben. Sein Ziel: Die Menschen zum Nachdenken bringen. „Ohne das Ruhrgebiet, ohne die Kohle, ohne den Bergbau würden wir nicht da sein, wo wir heutzutage sind.“ Grubenhelden als Ganzes soll authentisch sein und deshalb werden die Designs mitten in Europa gefertigt. Er produziert in Portugal. Alles ist aus 100 Prozent Baumwolle – unter Tage durfte nichts angezogen werden, was leicht entzündlich war.

 

Der Bergbau kommt direkt in den Laden

 

Bevor die Kumpel 1200 Meter unter die Erde gingen, zogen sie sich in der Kaue um. Und dieses Bild sollen auch die LiebhaberInnen von Grubenhelden vor Augen haben. In der Mitte des Ladens steht eine Kauenbank. Wie früher hängen Kleidungsstücke an den Haken oder im Kauenkorb. Ein großes Wandbild visualisiert den Schacht, durch den sie herunterfuhren.

 

Es ist besonders der Zusammenhalt unter den Kumpels, die Solidarität, die Matthias Bohm an dieser Zeit fasziniert. Auch wenn die letzte Zeche im Ruhrgebiet vor kurzem geschlossen wurde, auch wenn der Bergbau sich inzwischen zu einem großen Industriemuseum gewandelt hat: „Es ist die Pflicht unserer Generation, diese Werte zu bewahren und auch über die Gegenwart hinaus zu tragen.“

 

 

Maria-Theresien-Str. 1, 45964 Gladbeck

UNESCO Welterbe Zeche Zollverein Gelsenkirchener Str. 181,
45309 Essen

www.grubenhelden.de

 

Stand: 2019