TEXT Jakob Liese
Textile Siegel garantieren nicht immer das, was sie versprechen. Damit ihr wisst, welchen ihr vertrauen könnt und was sie versprechen, zu halten, haben wir die wichtigsten für euch zusammengefasst. Wir berücksichtigen folgende Kriterien: Ökologie, Fairness und Transparenz. Einen guten Überblick bietet auch die folgende Seite: www.siegelklarheit.de
Der IVN international vergibt auch das weltweit führende GOTS-Siegel, der IVN Deutschland das IVN Best. Beide Zertifizierungen garantieren den biologischen Anbau und die Einhaltung strenger Umweltkriterien während des gesamten Produktionsweges, das IVN Best ist bei einigen Kriterien noch ein bisschen strenger als das GOTS. Als ökologische Produktsiegel sehr empfehlenswert.
Produktionsprozess:
Gesamte Produktionskette, inkl. der Faserproduktion
Ökologische Kriterien:
• GOTS organic: mind. 95 % Naturfasern aus kbA/kbT
• GOTS made with: mind. 70 % Naturfasern aus kbA/kbT
• IVN Best: 100 % Naturfasern aus 100% kbA/kbT
• Keine Verwendung von gesundheits- oder umweltschädlichen Substanzen wie Chrom, Nickel und PVC, beim IVN-Best auch keine schwermetallhaltigen Farben
• Ausrüstung der Textilien nur durch mechanische, thermische und physikalische Prozesse, beim IVN-Best auch ohne silikonbasierte Mittel
• Ressourcenschonende Produktion
• Prüfung durch unabhängige Zertifizierungsstellen
Soziale Kriterien:
• ILO-Kernarbeitsnormen
• IVN Best: zusätzlich existenzsichernde Löhne
Transparenz:
• GOTS: Ergebnisse der Fabrikaudits sowie Namen der Zulieferer werden veröffentlicht
• IVN Best: Offenlegung aller Herstellungswege nach Anfrage
Produktionsprozess:
Gesamte Produktionskette, ohne die Faserproduktion
Ökologische Kriterien:
• In umweltfreundlichen Betrieben produziert
• Verantwortlicher Umgang mit Chemikalien und Ressourcen
• Verwendung umweltfreundlicher Produktionstechnologien
• Materialien und Endprodukt sind schadstoffgeprüft nach dem Standard OEKO-TEX 100; bestimmte Grenzwerte dürfen nicht überschritten werden
Soziale Kriterien:
• Sichere und sozialverträgliche Arbeitsplätze
• Nachweisliche faire Arbeitsbedingungen
• Keine Kinder- oder Zwangsarbeit
Transparenz:
Offenlegung aller Herstellungswege durch Produkt ID und QR Code
Mit der Cradle-to-Cradle-Zertifzierung soll ein Wirtschaftssystem ohne Abfall gefördert werden.
Produktionsprozess:
Gesamte Produktionskette, inkl. der Faserproduktion und der Entsorgung
Ökologische Kriterien:
• Stoffe sind giftfrei, kompostierbar oder recyclebar
• Nachwachsende Rohstoffe und technisch wiederverwendbare Materialen
Transparenz:
Transparenz lt. Siegelklarheit gegeben
Die Organisation Textile Exchange versichert verbindliche Tierschutzstandards bei der Gewinnung von Daunen. Als tierfreundliches Produktsiegel empfehlenswert:
• Tierschutzstandards in der Tierhaltung
• Verbot von Zwangsfütterung („Stopfung“)
• Es werden keine Federn von lebenden Tieren gerupft.
• Das Siegel darf nur verwendet werden, wenn 100 % der Daunen dem Standard entsprechen.
Produktionsprozess:
Baumwollproduktion
Soziale Kriterien:
• Stabile Mindestpreise und zusätz-liche Fairtrade-Prämie für Gemeinschaftsprojekte
• Verbesserte Arbeitsbedingungen und demokratische Organisation
• Verbot von ausbeuterischer Kinderarbeit
• Vorgaben für die Weiterverarbeitung (Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormenfür alle Produktionsstufen)
Ökologische Kriterien:
• Umweltschonende Produktionsweise
• Verbot von genmanipulierter Baumwolle
Transparenz:
• Transparente unabhängige Kontrolle durch FLO-CERT
Mit der Mitgliedschaft in dieser unabhängigen Multistakeholder-Initiative verpflichten sich Unternehmen, schrittweise ihre Einkaufspraktiken und die Arbeitsbedingungen in ihren Zulieferbetrieben zu verbessern. Als Lerninitiative mit prozessorientiertem Ansatz gilt die Fair Wear Foundation (FWF) als das Best-Practice-Beispiel für hohe soziale Standards.
Produktionsprozess:
Konfektion
Soziale Kriterien:
• ILO-Kernarbeitsnormen, zusätzlich existenzsichernde Löhne
• Jährlicher „Brand Performance Check“ der Mitgliedsunternehmen: Überprüfung des Managementsystems und der Einkaufspraktiken
• Mitgliedsunternehmen müssen die Arbeitsbedingungen in den Produktionsbetrieben durch Audits prüfen lassen (im 1. Jahr der Mitgliedschaft 40 %, im 2. Jahr 60 %, ab dem 3. Jahr 90 % des Produktionsvolumens)
• Zusätzliche Audits in einem Teil der Produktionsstätten durch die FWF
• Jährlicher Arbeitsplan und Sozialbericht der Mitgliedsunternehmen
• Enge Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen bei der Verbesserung der Arbeitsstandards in den Produktionsbetrieben
• unabhängige lokale Beschwerdestellen für ArbeiterInnen
Transparenz:
• Veröffentlichung der „Brand Performance Checks“ der Unternehmen
• FWF-Label an den Kleidungsstücken nur bei „Leader“-Unternehmen
Multi-Stakeholder-Initiative:
von Wirtschaftsverbänden, NGOs und Gewerkschaften aus den Niederlanden
Dieses Siegel beabsichtigt, nicht nur die Produktion sozial verantwortungsvoll und nachhaltig zu machen, sondern auch Arbeitsrechte, Freiheit und Sicherheit zum Hauptmerkmal zu machen
Produktionsprozess:
Gesamte Lieferkette
Soziale Kriterien:
• Sicherheit am Arbeitsplatz durch Tragen von Schutzkleidung
• Gebäudesicherheit
• Gefestigter und potentiell steigender Status & Stellung im Unternehmen
• Existenzsichernde Löhne innerhalb von sechs Jahren
• Verbesserte Arbeitszeiten/Überstunden und Arbeitsverträge
• Schulungen zur Aufklärung über Arbeiterrechte
• „Youth Employment and Apprentice Programme“ = Entwicklungsanforderung, die Unternehmen darin bestärkt, Entwicklungs- und Traineeprogramme für junge Arbeiter (im Rahmen des gesetzlichen Arbeitsalters) zu entwickeln.
Transparenz:
Verbraucher können erkennen, ob das Produkt aus einer Lieferkette stammt, in der existenzsichernde Löhne bereits erreicht wurden, oder ob existenzsichernde Löhne noch gemäß dem Zeitrahmen von sechs Jahren in Arbeit sind.
OCS wurde vom amerikanischen Verband Textile Exchange herausgebracht. Es überprüft, ob ein Endprodukt die Menge an biologisch angebauten Materialien enthält, reguliert aber nicht den Einsatz von Chemikalien und enthält keine sozialen Kriterien. Als hochwertiges Produktsiegel ist nur der Organic Content 100 Standard empfehlenswert.
Produktionsprozess:
Naturfaserproduktion (überwiegend Baumwolle)
Ökologische Kriterien:
• Organic 100: mind. 95 % Naturfasern aus kbA, Vermischung nur mit anderen Materialien, nicht mit der gleichen nicht-zertifizierten Faser
• Organic Blended: mind. 5 % Naturfasern aus kbA
• Zertifizierung der Bio-Naturfasern durch externe Organisationen
Transparenz:
Rückverfolgbarkeit der Bio-Naturfasern in den einzelnen Produktionsstufen
Siegel: IVN Best, GOTS, Cradle-to-Cradle, RDS, Fairtrade Cotton, Fair Wear Foundation, Fairtrade Textile Production, OCS