Bonn

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DEINER UMGEBUNG

ÖKO-FAIRE MODE
IN BONN –
DIE BEFRAGUNG

Text: Tatjana Krischik

Mit „Faire Mode – Schöne Mode“ präsentiert FEMNET die fünfte, komplett überarbeitete Auflage des Bonner Ratgebers „ Fair, fair, fair sind alle meine Kleider – fair und ökologische produzierte Mode in Bonn“ (Erstausgabe 2013). Wir befragten erneut knapp 200 Modegeschäfte in Bonn, so dass wir die Entwicklung des nachhaltig und sozial bewussten Bekleidungshandels während dieser neun Jahre beobachten konnten. Das Ergebnis: Trotz einer erschreckend hohen Verdrängung des inhabergeführten Einzelhandels durch internationale Modeketten wachsen sowohl das Angebot als auch das Kundeninteresse an öko-fairer Mode.

58 Bonner Modegeschäfte führen öko-Faire Bekleidung.

Mit diesem Ergebnis wartet FEMNET bei der dritten Befragung der Bonner Modegeschäfte nach 2013 und 2017 auf. Ein Team von 11 Ehrenamtlichen und einer Honorarkraft befragte vom 8.3. bis 31.3.2022 im Bonner Stadtgebiet möglichst flächendeckend alle Modegeschäfte. Ziel war es, nicht nur Geschäfte mit fairem oder ökologischem Sortiment ausfindig zu machen, sondern auch diejenigen zu sensibiliseren, die diese Waren noch nicht führen. Die Befragung wurde per Fragebogen mit persönlichen Besuchen, Telefonaten oder E-Mails anhand von klar definierten Kriterien für „fair“ und „ökologisch“ durchgeführt. Wir weisen darauf hin, dass die Aussagen auf Schätzungen der Geschäfte beruhen. Der inhabergeführte Einzelhandel wurde größtenteils persönlich besucht, Bekleidungsketten mit Filialen in Bonn wurden über die Zentralen kontaktiert. Nur Geschäfte mit einem vorhandenden öko-fairen Angebot füllten die Fragebögen aus. Berücksichtigt wurden Damen-, Herren- und Kinderbekleidung sowie Wäsche, Socken, Mützen und Schals, nicht hingegen Lederwaren, Schuhe und Taschen.

75 % der befragten Geschäfte (Einzelhandel und Ketten) vermerken eine steigende Nachfrage nach öko-fairer Kleidung.

Das Kundeninteresse wächst! Immer wieder berichteten Geschäfte, dass sich Kund*innen, vor allem junge Menschen, nach der Herkunft der Mode und ökologischen Kriterien erkundigen. „Durch das Wahrnehmen der Klimakrise ( Fridays for Future) und auch die Coronakrise sind die Käufer*innen sensibilisiert worden.“ (Alma & Lovis). Eine deutliche Veränderung erlebten auch diejenigen Interviewer*innen, die schon 2013 und 2017 die Befragung unterstützen: Das Engagement verschiedener Initiativen wie FEMNET, der Kampagne für Saubere Kleidung oder auch der Fridays for Future hat seine Spuren in den Bonner Bekleidungsgeschäften hinterlassen: Bei dem Wort „Öko-Mode“ wurde auch in konventionellen Geschäften nicht die Nase gerümpft, sondern sie wurden in allen Geschäften freundlich begrüßt.

23 Inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte weniger fanden wir in den Stadtvierteln vor.

Zu diesem Ergebnis kamen wir bei der Aktualisierung der Liste der Modegeschäfte der Befragung von 2017: Statt 123 fanden wir nur noch 100 Einzelhandelsgeschäfte im Modebereich vor, Die Zahl der in Bonn vertretenen und von uns befragten Bekleidungsketten stieg von 69 auf 77. So vermerken wir sowohl eine Verdrängung des inhabergeführten Einzelhandels durch internationale Ketten, als auch einen Rückgang von Modegeschäften in den Stadtvierteln insgesamt.

45% des befragten Inhabergeführten Einzelhandels in Bonn verkaufen ökologisch, fair, in der EU 15 oder im eigenen Atelier produzierte Kleidung

Der Anteil öko-fairer Bekleidung am Gesamtangebot steigt! Trotz eines Rückgangs des inhabergeführten Einzelhandels insgesamt können wir 58 Geschäfte (2017: 61/2013:59) mit einem öko-fairen Angebot präsentieren; darunter 45 inhabergeführte Geschäfte und 13 Ketten mit ihren Bonner Filialen. Insbesondere bei Ketten ist der Anteil gestiegen; lag dieser 2017 bei nur 11% (8 Ketten), ist er auf 16,8% (14 Ketten) gestiegen.
Die absoluten Hotspots der öko-fairen Mode in Bonn sind die Friedrichstraße und die Bonngasse. Hier führen 12 von 18 befragten Geschäften (Einzelhandel und Ketten) öko-faire Bekleidung, hier haben sich besonders viele öko-faire Konzept-Stores niedergelassen. In den Stadtteilen Südstadt/ Weststadt/ Poppelsdorf/ Kessenich liegt der Anteil ebenfalls über 50%.

60% der befragten Geschäfte haben im letzten Jahr ihr Sortiment hin zu mehr Nachhaltigkeit geändert.

Während 2013 noch mehr Geschäfte einen stärkeren Wert auf faire Kriterien legten, sind heute ökologische Kriterien mindestens genauso wichtig.
Als Kriterien für ökologische Produktion wurden am häufigsten das GOTS-Siegel (41-mal) und Biobaumwolle (aus kbA, ohne Siegel) (42-mal) genannt. Starken Zuwachs gab es für Biobaumwolle und Recycling-Materialien (30-mal). Für faire Produktion stand in vielen Fällen die Mitgliedschaft bei der Fair Wear Foundation (22-mal) und die Produktion in der EU15 (45-mal). Dabei bezieht sich „fair“ nicht auf die gesamte Produktionskette (siehe Kriterien). Der grüne Knopf, das staatliche Siegel für faire und ökologische Produktion, wurde nur 17-mal gefunden. Als neuer Trend fiel auf, dass besonders öko-faire Konzept-Stores sich darauf spezialisieren, nur GOTS/IVN Best-zertifizierte Kleidung zu verkaufen, um sich von der im Mainstream angekommenen Kleidung aus Biobaumwolle ohne weitere Öko-Zertifizierung abzuheben.

GESCHÄFTE IM
PORTRAIT

17 Geschäfte mit dem umfassendsten Angebot an fairen und ökologischen Textilien stellen wir neben den Angaben zum Sortiment jeweils zusätzlich mit einem Foto vor.

Neun  Geschäfte konnten ein sowohl 100% faires als auch 100% ökologisches Sortiment vorweisen – die öko-fairen Modelabel Alma & Lovis, Maas Natur und Rednib mit ihren Geschäften, die Boutiquen kiss the inuit und Zauberland, sowie vier Kinderbekleidungsgeschäfte: der Babyschlafsack, Engelchen flieg, und das Kinderzimmer mit zwei Geschäften. Zwei weitere Markengeschäfte sind durch ihre Mitgliedschaft in der Fair Wear Foundation auf dem Weg zu 100% fair, aber nur anteilig ökologisch: Jack Wolfskin und Marc O‘Polo. Die Boutiquen Kann-Heyne, La Creole, Daily‘s und Farfalla führen fast ausschließlich Waren, die entweder fair, ökologisch oder in der EU 15 produziert sind. Des Weiteren finden sich zwei Nähboutiquen, die selbst Kleidung produzieren; Ninibutz teilweise mit ökologischen Stoffe für Kinder; Alma für Frauen, ergänzt durch ein öko-faires Bekleidungssortiment.

Wir stellen Euch

17

Geschäfte im Portrait vor

9

Geschäfte konnten ein 100% faires und 100% ökologisches Sortiment vorweisen

SECONDHAND-
GESCHÄFTE

18 Second-Hand-Geschäfte stehen für die Königsdisziplin des verantwortungsbewussten Konsums. Das Tragen bereits gebrauchter Kleidung verbraucht die wenigsten Ressourcen.