INTERVIEW Catharina Dung
Polyestershock, ein Name, der in Erinnerung bleibt. Im hippen Stadtteil Ehrenfeld bietet Anna Krus seit 2010 für modebewusste Kund_innen eine Kombination aus Vintage, Neuware und Unterhaltung.
Wie kamen Sie auf den Namen „Polyestershock?“
Ich liebe den Klang des Begriffes „Polyester“, daher würde ich meine Töchter Polly und Esther nennen wollen. Außerdem assoziieren die meisten Menschen mit dem Begriff Polyester die 1960er – und 1970er-Jahre. Hinzu kommt noch das Wort „Shock“. Es ist inspiriert von Elsa Schiaparelli. Sie schuf Kunst zum Anziehen und liebte es zu schockieren. Auch ich will lieber schockieren als sympathisieren.
Warum haben Sie Polyestershock gegründet?
Nachhaltigkeit ist mir sehr wichtig. Vorher habe ich vier Jahre bei H&M als Visual Merchandiser gearbeitet und hautnah mitbekommen, wie viel überproduziert wird. Rote Sale-Schilder so weit das Auge reicht. Ökonomisch gesehen verständlich, jedoch aus ökologischer Sicht die reinste Katastrophe.
Jede_r Kund_in, der oder die bei mir Vintage-Kleidung kauft, kauft nachhaltig und bewusst. Da Vintage-Kleidung meist nicht viel teurer ist als die Bekleidung von Modeketten, können meine Kund_innen auch mit geringem Budget nachhaltig und stilvoll einkaufen. „Du hast mich inspiriert, wieder mehr Zeit für meine Outfits zu verwenden, ich liebe deinen Laden“, sagte neulich eine Kundin. Es freut mich sehr, wenn meine Kund_innen zufrieden sind, ich eine angenehme Einkaufsatmosphäre bieten und ihnen den Aspekt der Nachhaltigkeit näherbringen konnte.
Wer kauft bei Ihnen ein?
Modeinteressierte Frauen, die Mut haben Neues auszuprobieren und das Exzentrische lieben. Meine Kund_innen sind zwischen 16 und 75 Jahre alt. Mein Warenangebot ist sehr unkonventionell, leicht „schräg“, doch gleichzeitig tragbar und vor allem bezahlbar.
Was bietet Polyestershock an?
Bekleidung und Accessoires. Meine Vintage-Produkte müssen mindestens 20 Jahre alt sein, gut erhalten und gerne extravagant. Dennoch lasse ich nie die aktuellen Modetrends außer Acht. Zudem lege ich großen Wert darauf, dass meine Kleidungsstücke größentechnisch viele Kund_innen ansprechen. Sollte etwas mal nicht optimal passen, nähe ich die Kleidung nach Wunsch, ohne Aufpreis, entsprechend um.
Polyestershock führt keine bestimmten Labels, außer mein eigenes Label Anna Krus. Ich produziere in meinem eigenen Atelier vom Entwurf bis zur Fertigung. Die Materialien beziehe ich dafür meistens von Flohmärkten und alten Stoffbeständen. Außerdem entwerfe ich alte Kleidungsstücke neu, indem ich upcycle.
Gewähren Sie Ihren Kund_innen einen besonderen Service?
Ich veranstalte zweimal im Jahr Modenschauen und biete Junggesellinnenabschiede in meinem Store. Dabei haben Gäste die Möglichkeit, verrückte Kleider anzuziehen und sich von einem professionellen Fotografen ablichten zu lassen. Dies ist eine wunderbare Erinnerung für die Mädels und macht echt superviel Spaß. Die Bilder veröffentlichen wir im Internet.
Stand 2016