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Wertstoff – Sinnvolle Kleidung

Aus dem Schneiderhandwerk kommend hat Nina Höbelheinrich einen gelernten Blick für Qualität und den wahren Wert von nachhaltiger Kleidung.

TEXT Annika Cornelissen 

Sie nimmt sich Zeit für die Auswahl der Marken. Ist offen für Neues, aber ohne Kompromisse einzugehen. Ein Jahr nach Gründung im Herbst 2017 sind die 40qm des Ladenlokals voll ausgeschöpft und die Kleidung für Frau und Mann optimal sortiert. Von Unterwäsche bis Jacken umfasst das Angebot Basics und Legeres im Urban-Style. „Aus Statement-Shirts bin ich rausgewachsen,“ so die Inhaberin. Stattdessen bietet sie hochwertige Basics an. Mit Shirts aus Holz von wijld, Jacken von LangerChen, Nudi-Jeans und Rucksäcken von Millican setzt sie auf Hersteller anspruchsvoller Einzelprodukte. Unaufgeregte, sinnvolle Kleidung, die hält, was sie verspricht.  

Die große Auswahl an Sneakern von Veja, ethletics und Langbrett ist einzigartig in Köln. Eine Prise Humor ist der Geschäftsfrau dabei wichtig. Mit dem Kommentar: „I’m Willy“ präsentiert sie eine Boxershorts mit Killerwalen auf ozeanblauem Grund, von A-dam, der Marke, die der Calvin Klein unter den nachhaltigen Anbietern werden will. Zur Weihnachtszeit auch beliebt das Geschenke-Set: beers and boxers. Nina rollt den roten Teppich auf die Straße, informiert mit Flyern rund um den nachhaltigen Lebensstil und gewinnt so weiter die Kundschaft aus dem Stadtteil Nippes für sich. Bald werden Nutzer des e-Lastenrads donk-EE zu ihr in den Laden kommen, da sie als Leih-Station dann für den Wechsel der Akkus verantwortlich ist. Auch eine clevere Werbestrategie! 

Als das Modegeschäft ihres Vertrauens schloss, übernahm Höbelheinrich deren  Stammkund*innen und eröffnete Wertstoff in einem Ladenlokal unter ihrer Wohnung. Zudem gibt es eine Tradition mit Textileinzelhandel in ihrer Familie. Ihre langen Auslandsaufenthalte und das Studium der Medienpädagogik fügen sich hier zu einem neuen Sinn. „Ich erzähle gerne die Geschichte der Marken. Ich habe aber auch so entspannte Kund*innen, dass sich dieser Laden kaum nach Arbeit anfühlt.“ Ihre eigenen Nähmaschinen sind erst einmal der Ware im Ladenlokal gewichen. Im Untergeschoss stehen sie aber bereit für den Moment, wenn die erste Mitarbeiterin im Laden präsent ist. Dann werden sich vermehrt auch eigene Modelle unter die etwa 15 öko-fairen Marken mischen. Auf einem Flyer der Firma Langbrett, der zwischen den Schuhregalbrettern klebt, ist zu lesen: „Wir haben gemerkt: Unser Qualitätsanspruch und Spaß an der Arbeit muss immer Vorrang vor dem Kommerz haben dürfen.“ Mit ihrem hohem ethischem und ökologischem Bewusstsein passt die Marke wunderbar in diesen Laden. An der Kasse wird die Kundin noch auf das Problem von Mikro-Plastik in den Weltmeeren aufmerksam. Der angebotene Waschbeutel GUPPYFRIEND, entwickelt von Langbrett und Greenpeace, filtert kleinste Kunstfaserbruchstücke schon in der heimischen Waschmaschine heraus. 

„Wir sind zu arm um billig zu kaufen!“ dieser Spruch ihres Opas hat Nina Höbelheinrich nachhaltig geprägt.

Stand: 2018