Die Stoffe der Zukunft
Sechs nachhaltige Alternativen zu Baumwolle, Leder und Co.
TEXT: Lara Grobosch
Die Gegenwart lässt zu wünschen übrig: Konventionelle Materialien sind in der Herstellung oft teuer und umweltschädigend. Durch den hohen Wasserverbrauch und die großen Anbauflächen von pflanzlichen Naturfasern wie z.B. Baumwolle werden wertvolle Ressourcen verschwendet. Der Einsatz von Chemikalien bei der Herstellung von Synthetikfasern schädigt in Teilen unsere Umwelt. Doch die Zukunft der Mode sieht anders aus: Eine Bluse aus Hanf, ein Kleid aus Milch oder Schuhe aus Ananas – auf dem Textilmarkt gibt es mittlerweile immer mehr neue Stoffe, die die Umwelt schonen und gleichzeitig gut aussehen.
Milchseide
Das weiche Trend-Material
Seit 2014 produziert Erfinderin Anke Domaske das seidige Material „QMILK“ aus Milchproteinen. Diese werden aus Kuhmilch gewonnen und dann zu Fasern weiterverarbeitet. Die Herstellung der Milchseide ist sehr umweltfreundlich, da sie komplett auf chemische Zusätze verzichtet und kaum Wasser und Energie benötigt. Zudem sind die Milchfasern antibakteriell, was sie auch für Allergiker tragbar macht. Ein weiterer Vorteil: Für die Faserherstellung wird keine Milch verwendet, die für Lebensmittel geeignet wäre.
Hanf
Der Alles-Könner
Bereits vor mehreren tausend Jahren wurden Textilien aus den Stängeln der widerstandsfähigen
Pflanze gefertigt. Hanf ist anspruchslos. Er wächst sehr schnell, verbraucht nur wenig Wasser und benötigt keine Pestizide. Trotzdem ist ein Hanffeld etwa dreimal ertragreicher als ein Baumwollfeld. Robust, atmungsaktiv und ein natürlicher UV-Schutz – Hanf ist ein echter Alleskönner.
Piñatex
Das Textil aus der Frucht
Aus den Fasern von Ananasblättern entwickelte die spanische Designerin Carmen Hijosa 2013 die vegane Lederalternative „Piñatex“. Die Blätter bleiben bei der Ananas-Ernte übrig und wurden bis dato ungenutzt entsorgt. Heute dienen sie der Textilproduktion. Und das mit überraschendem Erfolg: Die Lederalternative aus Ananas ist günstig, stabil, atmungsaktiv und dazu noch ökologisch abbaubar. Seit 2014 ist sie in verschiedenen Stärken, Farben und Texturen erhältlich.
SeaCell
Fasern aus dem Meer
Die weiche Baumwoll-Alternative SeaCell wird aus Algen gewonnen. Algen sind ein stetig nachwachsender Rohstoff und stehen nahezu unbegrenzt zur Verfügung. In Pulverform werden die getrockneten Algen zusammen mit Zellulose zu Fasern verarbeitet und später zu Kleiderstoffen verwebt. SeaCell ist atmungsaktiv, anschmiegsam und pflegeleicht. Durch die in den Algen enthaltenden Mineralien aus dem Meerwasser soll der Stoff außerdem einen Anti-Aging-Effekt besitzen und die Heilung von Hautentzündungen beschleunigen.
Kork
Das pflanzliche Leder
Kork ist ein natürlicher und nachwachsender Rohstoff, der aus der Rinde von Korkeichen gewonnen wird. Der Stoff wird aus der hochwertigen, mittleren Rindenschicht hergestellt. Dazu wird der Kork sehr dünn geschnitten und auf ein Textilgemisch aufgetragen. Das fertige Material fühlt sich samtweich an und kann wie Leder für Schuhe, Taschen oder Kleidung verwendet werden. Der Korkstoff ist strapazierfähig, wasserabweisend und frei von giftigen Chemikalien.
Econyl
Fasern aus Müll
Econyl macht aus Plastikabfall wiederverwertbare Garne. Die hochwertige Kunstfaser wird von der italienischen Firma Aquafil aus umhertreibenden Fischernetzen, alten Teppichen und Textilabfällen gefertigt. Dadurch werden nicht nur die Meere gesäubert, sondern auch Energie und natürlich Rohstoffe eingespart. Der robuste Stoff ist zu 100% recycelbar und kann z.B. für Bademode verwendet werden.
Stand 2019
Header Foto: SeaCellTM ist eine Marke der smartfiber AG, smartfiber AG
Foto: Ananas Anam