TEXT Yasmin Kramer
Spätestens seit den schockierenden Enthüllungen der Detox-Kampagne von Greenpeace wissen wir, dass unsere Kleidung gefährliche Gifte enthalten kann, die für Mensch und Umwelt sogar tödlich sein können. Was sind die Probleme und was sind die Alternativen?
Die Probleme betreffen die gesamte konventionelle textile Produktionskette. Sie beginnen schon mit dem Anbau und der Gewinnung textiler Fasern. Hier werden bereits zahlreiche Pestizide, Insektizide und Kunstdünger eingesetzt, die unsere Umwelt vergiften und die Gesundheit der Menschen schädigen können. Dies zeigen schockierende Zahlen der WHO (World Health Organization). Schätzungsweise 77 Feldarbeiter_innen sterben täglich weltweit an den Folgen der Insektizid- und Pestizideinsätze im konventionellen Faseranbau.
Auch die nächste Stufe der textilen Produktionskette, die Faservorbehandlung, kann sehr gefährlich sein. Hier kommen häufig chemische Hilfsmittel wie die gesundheitsschädliche Chlorbleiche und optische Aufheller zum Einsatz. Im nachfolgenden Spinn- und Webvorgang werden extrem giftige schwermetallhaltige Öle oder Schlichtemittel verwendet, um abstehende Fasern zu verkleben. Im Prozess der Konfektionierung spüren vor allem die Näher_innen in den Niedriglohnländern die Auswirkungen der Schadstoffe, denn sie müssen mit den in Chemikalien getränkten Textilien und dazu überwiegend ohne entsprechenden Arbeitsschutz arbeiten.
In den abschließenden Veredelungs-, Färbe- und Druckprozessen kommen weitere chemische Schadstoffe in die Textilien. Es werden oftmals schwermetallhaltige Farbstoffe sowie Druckverfahren mit umweltbelastenden Weichmachern angewandt. Die wohl gefährlichsten Farbstoffe sind die Azofarbstoffe, die in der europäischen Produktion verboten sind, nicht aber bei Importware. Einige von ihnen stehen im Verdacht, Hautkrebs auszulösen. In der Regel bleiben bei der konventionellen Textilverarbeitung bis zu 15 % der verwendeten chemischen Mittel in der Kleidung zurück, was bei empfindlichen Menschen zu Allergien oder Reizungen führen kann. So lassen sich ca. 4000 der in deutschen Hautkliniken pro Jahr registrierten Fälle von Kontaktallergien auf Bekleidung zurückführen. Zudem sind diese Färb- und Druckverfahren stark umweltbelastend. In China kann man teilweise die Modefarbe der Saison an der Farbe der Flüsse erkennen, die durch die Zentren der Textilproduktion fließen. Die schädlichen Chemikalien verunreinigen auch die Flüsse unserer westlichen Länder, denn durch das Waschen der mit gesundheitsgefährdenden Chemikalien verseuchten Textilien gelangen die Rückstände in unsere eigenen Abwässer. Sie schädigen nachweislich unsere Umwelt und gefährden das Leben und die Gesundheit von Natur und Mensch.
Es gibt viele Alternativen zu
konventionell hergestellter und ökologisch
bedenklicher Mode!
Die saubere Alternative
Die ökologisch nachhaltige Produktion von Kleidung ist die saubere Alternative. Das Ziel ist die langfristige Erhaltung der Gesundheit von Umwelt und Menschen. Dies kann man vor allem durch den Verzicht von gefährlichen Chemikalien während der Textilproduktion erreichen. Deshalb prägen strenge Auflagen jeden Schritt der ökologischen textilen Produktionskette. Hier wird darauf geachtet, dass bereits das Saatgut aus kontrolliert biologischem Anbau stammt. Im Gegensatz zum konventionellen Faseranbau verzichtet man auf gefährliche Pestizide und Kunstdünger sowie auf genmanipuliertes Saatgut. Stattdessen kommen natürliche Düngemittel zum Einsatz. Dies schont vor allem die Gesundheit der Feldarbeiter_innen und es wird nicht in den natürlichen Wachstumszyklus der Natur eingegriffen. Ebenso verzichtet man bei der Faservorbehandlung auf Chlorbleiche und optische Aufheller und nutzt stattdessen Bleichverfahren auf Sauerstoffbasis. Das Färben und Drucken geschieht ausschließlich mit schwermetallfreien und schadstoffgeprüften Farbstoffen, z.T. auf Wasserbasis und ohne Weichmacher. Sie sind allesamt umweltfreundlich und so gelangen keine gesundheitsschädlichen Chemikalien in die Abwässer. Letztlich führt eine umweltfreundliche Verpackung, die frei von PVC ist, und ein umweltschonender Transport, der so kurz wie möglich ist, zur Abrundung der ökologisch nachhaltigen textilen Produktionskette.
Die saubere Entsorgung: Recycling und Upcycling von Altkleidung
Entsorgung heißt nicht immer gleich Wegwerfen. Auch beim Umgang mit Altkleidung kann man auf Nachhaltigkeit achten. Genau wie beim Recycling steht beim Upcycling von Mode die Müllvermeidung im Vordergrund. Hier werden Altkleider für die Schaffung neuer Produkte verwendet. Dieser Prozess spart Energie, Ressourcen und Abfall. Und das Beste ist: Die Qualität sowie die Wertigkeit der Produkte sind keinesfalls schlechter, sondern besser. Ganz nach dem Motto: „Nicht neu, aber einzigartig!“ Neben traditionellen Secondhandläden sowie Flohmärkten findet man mittlerweile weitere interessante Optionen zum Reyclen von Altkleidung. Derzeit gewinnt vor allem Kleidertausch, -verkauf und -leihen im Internet stark an Beliebtheit. Im Jahr 2009 wurde die Plattform Kleiderkreisel gegründet und seitdem tauschen oder verkaufen dort knapp 1,5 Millionen Nutzer_innen Kleidung, Accessoires und Schuhe. Etwas anders funktioniert die Kleiderei: Im Sinne eines „never-ending-Kleiderschrankes“ steht hier im Mittelpunkt: „Leihen statt Kaufen“. Es ist nur ein Monatsbeitrag zu zahlen und los geht’s mit dem Kleiderleihen oder -tauschen.
Es gibt also viele Alternativen zu konventionell hergestellter und ökologisch bedenklicher Mode!
Stand 2016