PELZ JA ODER NEIN?

TEXT Melina Dämmer

 

Bommelmützen, Kragen, Taschenaccessoires aus Nerz-, Fuchs- oder Kaninchenfell – wer sich auf den Einkaufsmeilen umsieht, wird feststellen: Pelz ist in der Mode wieder stark vertreten. Sind Mäntel aus Echtfell bei vielen seit Jahren verpönt, feiert Fell als Accessoire sein modisches Comeback.

 

Ob Chanel oder Prada, für viele bekannte Designermarken ist Pelz ein fester Bestandteil ihrer Kollektionen geworden. Auch die Chefredakteurin der amerikanischen „Vogue“, Anna Wintour, macht kein Geheimnis daraus, dass sie ein Fan von Echtpelz ist. Zwischen 2000 und 2012 ist der Umsatz der Pelzbranche um mehr als 70 % angestiegen – und das, obwohl laut Umfragen die Mehrheit der Deutschen Echtpelz ablehnt. Auf der anderen Seite entscheiden sich einflussreiche Marken wie zum Beispiel Giorgio Armani bewusst gegen die Verwendung tierischer Felle und nutzen textile Alternativen, die dem Fell immer ähnlicher sehen.

Die Brutalität der Pelzgewinnung
Weltweit sterben jährlich mehr als 100 Millionen Tiere für ihr Fell. Allein in China werden dafür jedes Jahr 70 Millionen Tiere getötet. Marderhund, Nerz, Kaninchen und Fuchs stehen hier ganz oben auf der Liste, aber auch Hund und Katze liefern Felle für die Modebranche. Die meisten Pelztiere stammen von Farmen, wo die Tiere nicht artgerecht gehalten werden. Stattdessen müssen sie ein Leben lang in kleinen Gitterkäfigen leiden, damit der Pelz vor ihren Exkrementen geschützt ist. Die Tötung erfolgt in der Regel durch Erschlagen. Aufgrund des immensen Zeitdrucks – die Arbeiter verdienen pro Stück 70 Cent – gelingt die Tötung nicht immer und dem schwerverletzten Tier wird bei lebendigem Leib das Fell abgezogen. Den Herstellern droht jedoch keine Strafe, da es in China keine wirksamen Tierschutzregeln für die Pelztierhaltung gibt. Wer denkt, dass Deutschland nichts mit den Zuständen in China zu tun hat, irrt. Denn diese flauschigen Felle gelangen als preisewerte Ware in unsere Geschäfte.

Falsche und echte Alternativen
Das Siegel „Origin Assured“ („gesicherte Herkunft“) soll Konsument_innen Transparenz über die Herkunft des Fells gewährleisten. „Origin Assured Farmed Fur“ will die Herkunft aus Tierfarmen in Ländern mit Tierschutzbestimmungen und „Origin Assured Wild Fur“ die Herkunft aus Wildfang versichern. Untersuchungen der internationalen Tierschutzorganisation PETA zeigen aber, dass diese freiwilligen Siegel der Pelzindustrie keinerlei Sicherheit dafür bieten, dass die Tiere tatsächlich artgerecht gehalten werden.

Eine ganz andere Alternative stellt das sogenannte Fake Fur oder Faux Fur dar, welches in der Mode zunehmend beliebt wird. Hierbei handelt es sich um künstliches, aus textilen Fasern hergestelltes Fell. Durch die ständige Verbesserung der Technologie gleicht Fake Fur immer mehr dem echten Pelz. Das Kölner Newcomer-Label Anstatt beschreibt seine Mode so: „Durch neuartige Technologien ist der verarbeitete Webpelz unglaublich weich und mit einer tollen Optik kaum noch vom Echtpelz zu unterscheiden.“ Natürlich hat die Qualität auch ihren Preis und kann zum Teil teurer sein als die aus der grausamen Massentierhaltung stammenden Echtpelze.

Was kann die Verbraucher_in tun? Wenn Sie unsicher sind und dem Fell nicht trauen, können Sie jederzeit auf Pelz verzichten!

 

Stand 2016

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Vegane Pelze vom Kölner Label Anstatt; FOTO: Anstatt
Vegane Pelze vom Kölner Label Anstatt; FOTO: Anstatt