DIE REISE EINER JEANS

Die Reise einer Jeans

 

TEXT: Lara Grobosch

Über tunesische Sanddünen und den türkischen Bosporus hinweg bis zu uns in den Kleiderschrank: Artikelnummer 45908. Wir haben beim Eco-Label hessnatur nachgefragt, wo ihre Jeans herkommt.

 

Who made my clothes? Transparenz ist zum zentralen Thema in der Modeindustrie geworden. Immer mehr Menschen möchten wissen, wo und wie ihre Kleidung produziert wurde. Bei hessnatur ist das kein Problem: Hier wird für jeden Artikel der komplette Herstellungsprozess dokumentiert und geprüft. Das öko-faire Label aus Butzbach setzt auf maximale Transparenz vom Anbau bis zum Kleiderbügel. Auf unsere Nachfrage haben sie die komplette Produktionskette ihrer Comfort Fit Jeans in der Farbe 29 dark blue offengelegt.

Der Produktions-Weg beginnt in der Türkei

Die Produktion einer Jeans ist ein aufwändiger Prozess. Ihr Weg beginnt in der Türkei mit der Baumwollproduktion. Auf großen Plantagen wird der Rohstoff unter streng kontrollierten, biologischen Bedingungen nach GOTS-Richtlinien angebaut. Voraussetzung für den Anbau sind gute Böden, warmes Klima und viel Feuchtigkeit. Von der Aussaat bis zur Ernte benötigt die anspruchsvolle Pflanze etwa acht bis neun Monate. Ist die Baumwolle reif, wird sie von Baumwollbauern und -bäuerinnen von Hand gepflückt. Neben Indien, China und den USA zählt die Türkei zu den größten Baumwoll-Exporteuren der Welt.

Auch die weiteren Schritte der textilen Kette liegen in der Türkei. Nach der Ernte geht es jetzt für die Bio-Baumwolle zur weiteren Verarbeitung in eine Spinnerei. Dort wird die Rohware zunächst gewaschen und anschließend mit einer Maschine zu Garn versponnen. Beim Spinnen kommen ausschließlich Öle auf Basis nachwachsender Rohstoffe als Hilfsmittel zum Einsatz. Damit die Jeans ihr typisches Indigoblau erhält, wird das fertige Garn dann noch in der Türkei gefärbt. Im Loop-Dye-Verfahren bekommen die Kettfäden ihre blaue Farbe. Für die Färbung wird ein ökologisch zertifizierter Farbstoff verwendet, der frei von Schwermetallen und Schadstoffen ist. Die Schussfäden bleiben weiß, um den charakteristischen Denim-Look zu erzeugen. Sind beide Garne bereit, werden die Kett- und Schussfäden von einer Maschine zu Stoff verwebt.

Nähen und Waschen in Tunesien

Nun macht sich der fertig gewebte Stoff auf die Reise. Es geht weiter nach Tunesien zur Näherei und Wäscherei. Der Betrieb liegt etwa eine Autostunde von Tunesiens Hauptstadt Tunis entfernt. Hier fügen NäherInnen alles zur fertigen Hose zusammen. Der Konfektionär vor Ort ist durch die unabhängige Fair Wear Foundation zertifiziert und wird durch regelmäßige Besuche des hessnatur-Sozialstandard-Teams überprüft.

Doch mit dem Zusammennähen ist der Weg der Jeans noch nicht beendet: In der Wäscherei bekommt die Hose ihren letzten Schliff. Hier erhält die hessnatur-Jeans einen leichten „soft wash“, der das Gewebe vor dem Einlaufen schützt, für einen weicheren Griff sorgt und außerdem den restlichen Farbstoff aus der Hose wäscht. Umweltschädliche Sandstrahl- und Chlorbehandlungen sind tabu – die unterschiedlichen Waschungen werden gemäß höchsten ökologischen Kriterien umgesetzt.

Nach hunderten Arbeitsschritten kommt die fertige Jeans endlich zu uns nach Deutschland. Zunächst wird sie nach Butzbach, zum Firmensitz von hessnatur, gesendet. Von hier aus macht sich die Jeans dann entweder auf den Weg in die Verkaufsstellen oder wird direkt zu den KundInnen vor die Haustür geliefert.

Stand 2018

Illustration: Jakob Liese, Foto: hessnatur