Profit für Milliarden Tränen
Das Unglück von Rana Plaza jährt sich 2019 zum sechsten Mal. Die Modewelt ist seitdem nicht mehr die gleiche. Doch was hat sich in den letzten Jahren tatsächlich verändert?
TEXT: Jakob Liese
Ein Tag, der die gesamte Branche erschüttert
Seit 2007 ist sie Öko-Aktivistin und berät mit ihrer Agentur Eco-Age Firmen in Sachen Nachhaltigkeit. Das Unglück wäre vermeidbar gewesen. Die Welt schrie auf. Und die Modeindustrie machte weiter: Die Trümmer wurden beseitigt, traumatisierte Menschen gingen wieder arbeiten. Die Branche jedoch konnte nicht so tun, als sei nichts passiert und reagierte: Das Abkommen über Brandschutz und Gebäudesicherheit in Bangladesch wurde beschlossen. Eine rechtsverbindliche Vereinbarung, angelegt auf fünf Jahre. 200 Marken und Gewerkschaften unterschrieben, um die Sicherheit und den Gesundheitsschutz in der Bekleidungsindustrie in Bangladesch zu erhöhen. Ein aktualisiertes Abkommen, das auch einen Beschwerdemechanismus einführt, wurde erst von 140 Marken unterzeichnet.
Zusätzlich wurde das Rana Plaza- Abkommen getroffen. Dabei sollten Marken in einen Ausgleichsfonds ein- zahlen. Einige Zahlungen mussten jedoch auf dem Klageweg geltend gemacht werden und erfolgten erst Jahre später. Das zeigt: Die Industrie bleibt uneinsichtig und in vielen Strukturen unverändert. Es geht nach wie vor primär um Geld.
Glücklicherweise blieb die Katastrophe von Rana Plaza nicht ganz ohne Folgen. Die neuen Sicherheitsbestimmungen haben tatsächlich etwas verändert. „Vor dem großen Unfall im Rana Plaza hatten wir um die 200 ArbeiterInnen im Jahr, die durch Feuer oder Gebäudeeinstürze ums Leben gekommen sind. Heute sind es weniger als fünf bis zehn Menschen.“ Das sei eine große Verbesserung, berichtet Kalpona Akter, Gewerkschafterin in Bangladesch. Das mag für die dortigen Verhältnisse ein Fortschritt sein. Für Menschenrechtsstandards sind es immer noch zehn Tote zu viel.
Stand 2018
Foto: Jaber Al Nahian/Flickr: Dhaka Savar Building Collapse