Was getan wird, werden kann und werden muss

Was getan wird, werden kann und werden muss

Copenhagen Fashion Summit lotet eine bessere Modewelt aus

TEXT: Allegra Isert

Wenn sich 1.300 Modeexperten, Designer, NGOs, Organisationen, Manager, Politiker und Medienvertreter aus über 50 Ländern treffen und sich die Köpfe heiß diskutieren – dann ist „Copenhagen Fashion Summit“. Das weltweit größte Nachhaltigkeits-Event der Modeindustrie geht in diesem Jahr in die siebte Runde. Zum mittlerweile zweitägigen Gipfel kommen jährlich Entscheidungsträger, Führungskräfte und Experten der Branche zusammen, um Strategien zum Thema öko-faire Mode zu entwickeln.

Unter dem Motto „If we can change Fashion, we can change everything“ diskutierten die Teilnehmer der Konferenz 2018. Gemeinsam erörtern, debattieren und berichten sie über die kritischen Aspekte der Mode und die Zukunft unseres Planeten. Fast ein kleiner Aufruf zur Revolution: Die „Copenhagen Fashion Summit“ lädt die gesamte Branche ein, sich an einem „systematischen Wandel“ zu beteiligen. Die Verantwortlichen des Gipfels schafften es Marken wie Kering, H&M, Tar-get oder Bestsellern an einen Tisch zu bringen.

Ewiger Kreis der Mode

Bereits bei der Konferenz 2017 wurde ein Wandel von dem regulären zum zirkulären Modemarkt gewünscht. Seit dem Gipfel sprechen viele in der Modebranche über die Neuinterpretation des Marktes. Doch was ist damit
eigentlich gemeint? Eine zirkuäre Industrie bedeutet: Alles, was nicht genutzt wird, soll für etwas anderes wiederverwendet werden. Dafür muss der gesamte Modesektor zusammen-arbeiten. Ab 2019 wird
darüber hoffentlich nicht mehr nur geredet, sondern auch konkrete Maßnahmen ergriffen.

Grund genug dafür gibt es: Die Mode ist nach der Öl-Industrie die zweitschmutzigste Industrie der Welt. Aus diesem Grund hat die Ellen McArthur Foundation die „Make Fashion Circular Initiative“ ins Leben gerufen. Als Kernmitglieder der Gruppe arbeiten klingende Namen wie die Burberry Group, Gap Inc., H&M, HSBC, NIKE und Stella McCartney gemeinsam daran, die Mode-Industrie radikal neu zu denken. Über Lösungsansätze wird heftig gestritten.

Hinter dem Plan der zirkulären Industrie stehen drei konkrete Vorhaben: Erstens sollen neue Wirtschaftsmodelle entwickelt werden, um Kleidung für einen längeren Zeitraum im Umlauf zu behalten. Zweitens sollen nachhaltige und erneuerbare Materialien verwendet werden. Und drittens müssen Lösungen gefunden werden, gebrauchte Textilien in neue Mode zu verwandeln.

Hohe Ziele für die Zukunft

Neben der Initiative der McArthur Foundation gibt es auch eine weitere Institution, die den zirkulären Modemarkt vorantreiben möchte: Die Global Fashion Agenda. Diese Organisation entwickelte 2017 einen Vertrag, den Modelabels und Händler verp ichtend unterschreiben sollen, um die-ses Ziel zu erreichen. Innerhalb eines Jahres unterzeichneten immerhin 93 Unternehmen das „2020 Circular Fashion System Commitment“. 93 Unternehmen, die 207 Marken repräsentieren – und somit ganze 12 Prozent der Modeindustrie ausmachen.

Alle Vertragspartner sind dazu verpflichtet, für ihr Unternehmen bis 2020 ein Ziel zu setzen, dessen Fortschritt jährlich überprüft werden kann. Insgesamt vier vertraglich festgelegte Handlungspunkte stehen als Ziel zur Auswahl: Designstrategien zur Zirkulationsfähigkeit entwickeln, die Sammlung und Verwendung bereits ver-arbeiteter Stoffe sowie die Verkaufszahlen gebrauchter Kleidung erhöhen oder den Anteil der Mode aus recycel-ten, genutzten Textilien vergrößern.

2020 wird also ein spannendes Jahr. Die formulierten guten Vorsätze der Unternehmen werden hoffentlich in naher Zukunft umgesetzt. Vielleicht sind dann schon erste Erfolge sichtbar. Genug getagt, genug geredet
– Hauptsache: Es passiert endlich etwas. Ein klares Zeichen, das sich die Branche ehrlich engagiert, zusammenarbeitet und etwas verändert, ist längst überflüssig. Imagemäßig hat die Mode-Industrie der Öl-In-dustrie vielleicht längst schon den Rang um die schmutzigste Branche abgelaufen.

Stand 2018

Fotos: Copenhagen Fashion Summit